Substanz
Benzodiazepine wird eine Gruppe von Wirkstoffen genannt, die als angstlösende, zentral muskelrelaxierende, sedierend und hypnotisch wirkende Arzneistoffe zur in der Regel kurzzeitigen Behandlung u.a. von Schlafstörungen, Angst- und Unruhezuständen, Grübelneigung, Verkrampfungen und epileptischen Anfällen eingesetzt werden. Diese Wirkstoffgruppe gehört zu den so genannten Tranquilizern.
Zu den am häufigsten in der illegalen Drogenszene konsumierten Substanzen gehören Diazepam (z.B. Valium®), Flunitrazepam (z.B. Rohhypnol®, Fluninoc®), Oxazepam, Bromazepam und Temazepam.
Benzodiazepine sind mindestens verschreibungspflichtig. Die meisten Benzodiazepine sind in die Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel) des BtMG aufgenommen worden. Der Gesetzgeber hat hierbei Höchstmengen pro abgeteilter Form und/oder Höchstmengen pro Packung festgelegt, unterhalb derer die Betäubungsmittel-Verschreibungs-Verordnung nicht gilt.
Übliche Szenenamen für die Substanz sind: Benzos, Flunis, Dias oder Rivos.
Konsumform
Benzodiazepine werden als Tabletten, Tropfen, Zäpfchen oder Ampullen verschrieben.
Insbesondere in Heroinszenen wird sehr häufig mit -ursprünglich meist legal verschriebenen- Benzodiazepinen gehandelt. Nicht selten werden hier die Tabletten nicht nur geschluckt, sondern auch in Wasser gelöst und intravenös konsumiert.
Wirkungen
Die Wirkungen von Benzodiazepinen zeichnen sich durch eine angst- und krampflösende, entspannende, beruhigende, erregungs- und aggressionsdämpfende sowie schlafanstoßende Weise aus. Bestimmte Benzodiazepine können ein rauschartiges, so genanntes „Kick- Gefühl“ hervorrufen, das über die subjektive Wohlbefindlichkeit hinausgeht.
Bei einer Abhängigkeitserkrankung, speziell bei mehrfach Drogenabhängigen, können komplexe Rauschzustände auftreten, die von Euphorie, deliranter Ekstase oder psychotischer Erlebnisverarbeitung gekennzeichnet sind.
- Wirkungseintritt nach ca. 15 Min.. Dauer und Intensität ist je nach Medikamenten und Dosis unterschiedlich, von 1,5 bis 48 Stunden.
- Alle Benzodiazepine hemmen die Aktivität von Nervenzellen und wirken dadurch beruhigend, muskelentspannend, schlaffördernd und krampflösend.
- Die Herztätigkeit verlangsamt sich, und der Blutdruck sinkt.
- Die bewusste Wahrnehmung und die Intensität der Gefühle werden unter der Wirkung von Benzodiazepinen herabgesetzt.
- Benzodiazepine können erregungs- und angstmindernd, einschläfernd und antiepileptisch wirken.
Mögliche Nebenwirkungen
Im akuten Fall kann es bei der Einnahme von Benzodiazepinen zu Gedächtnisstörungen und zu einer verminderten Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit kommen. Dadurch wird beispielsweise die Fahrtüchtigkeit stark eingeschränkt. Unerwünschte Nebeneffekte können sich auch durch Müdigkeit, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, Muskelschwäche, Benommenheit und Schwindelgefühle äußern.
Bei einer längeren Einnahmedauer besteht die Gefahr der Gewöhnung und Toleranzbildung, welche dann zu einer körperlichen Abhängigkeit führen kann. Abhängig vom Alter, von der Dosis und vor allem von der Dauer der Einnahme stellen sich beim Absetzen starke Entzugssymptome ein, die mehrere Wochen bis Monate anhalten können. Das abrupte Absetzen von Benzodiazepinen führt zu Schlafstörungen, starken Erregungszuständen mit innerer Unruhe sowie schweren Spannungszuständen bis hin zu einer erhöhten Suizidneigung. Zu den weiteren typischen Entzugserscheinungen gehören u. a. Schwäche, Schwindel, Zittern, Schlafstörungen und Unruhe. Zu einer erhöhten Angstbereitschaft mit Panikattacken können sich Entfremdungserlebnisse und Wahrnehmungsstörungen in verschiedenen Sinnesbereichen einstellen.
Auftretende Symptome bei Überdosierung sind Bewusstlosigkeit, Atemdepression und Blutdruckabfall (siehe auch Erste Hilfe im Drogennotfall).
Wechselwirkungen
Bei dem gleichzeitigen Gebrauch von Benzodiazepinen und Heroin, Methadon/Polamidon oder Alkohol kann es vorkommen, dass sich die Wirkungen gegenseitig verstärken. Der Konsument könnte beispielsweise in einen schmerzunempfindlichen Tiefschlaf fallen (Erfrierungen im Winter oder Wohnungsbrände durch abbrennende Zigaretten könnten hier die Folgen sein) oder die Atmung könnte aussetzen (Opiate und Benzodiazepine haben jeweils eine atemdepressive Wirkung!).
Safer Use
- Kein Mischkonsum, speziell mit Alkohol, Heroin oder Schlafmitteln! Durch verstärkende Wechselwirkungen kann es hierbei zu Atemlähmung und Erstickung kommen.
- Unerwünschte Muskelentspannung und die einschläfernde Wirkung von Benzodiazepinen kann Stürze oder andere Unfälle nach sich ziehen – deshalb Personen in dieser Situation nicht unbeaufsichtigt lassen!
- Die Anwendung von Benzodiazepinen während der Schwangerschaft kann zu Fehlbildungen des Fötus führen.
- Tabletten sind zum Schlucken gemacht und nicht zum Spritzen! Die Wirkstoffe sind meist durch Talkum gebunden. Wenn Talkum direkt in die Blutbahn gelangt, kann es schwere körperliche Probleme geben: Ablagerungen im Gewebe und in den Venen führen früher oder später zu Entzündungen und Verstopfungen der Blutbahn (Thrombose) – im schlimmsten Fall droht dann sogar eine Amputation.
- Die Absetzung von Benzodiazepinen sollte (ebenso wie die Einnahme) nur unter ärztlicher Begleitung oder – bei chronifizierter Abhängigkeitserkrankung - im stationären Rahmen erfolgen!
Recht
Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente, d.h. man kann sie nur mit einem ärztlichen Rezept legal erwerben. Ab einem bestimmten Wirkstoffgehalt oder einer bestimmten Packungsgröße unterliegen Benzodiazepine auch der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung. Das bedeutet, dass man beim illegalen Erwerb gegen das BtMG verstößt.
Unter dem Einfluss von psychoaktiven Medikamenten ist das Führen eines Fahrzeuges generell nicht erlaubt. Werden bei einem Unfall solche Substanzen im Blut nachgewiesen, erlischt der Versicherungsschutz. Weiterhin folgt der Entzug des Führerscheins, dieser kann nur nach der Durchführung einer MPU zurückerlangt werden.