Safer-Use als Baustein von Harm Reduction
Was ist denn das?
Safer Use bezeichnet Strategien, die helfen, begleitende und vermeidbare Schäden beim Drogenkonsum zu minimieren. Natürlich ist es am sichersten, keine Drogen zu konsumieren. Wenn jemand dennoch Drogen konsumiert, sollte er unserer Auffassung nach in der Lage sein, sich vor weiteren Schäden zu schützen. Das erfordert gerade beim intravenösen Konsum eine ganze Reihe von Maßnahmen.
Zu den vermeidbaren Schäden zählen wir Schäden, die direkt oder langfristig durch den Konsum entstehen (Abszesse, septischer Schock, Thrombosen / Embolien, Überdosierungen, Entzündungen, etc.) und Schäden, die durch den gemeinsamen Gebrauch von Spritzbesteck entstehen (in erster Linie übertragbare Krankheiten wie HIV oder Hepatitis).
Wir unterstützen Konsumenten durch Abgabe von Besteck, sinnvollem Zubehör und Aufklärung darin, ihre Gesundheit in bestmöglicher Weise zu schützen. Durch Spritzentausch und -entsorgung verbessern wir die Situation der Allgemeinheit im Umfeld von Drogenkonsum.
Und was ist Harm Reduction?
Harm Reduction ist englisch und bedeutet Schadensminimierung, -reduzierung oder -minderung. Es ist ein Konzept, das die Reduzierung der mit dem Drogenkonsum verbundenen Risiken und Gesundheitsgefährdungen zum Ziel hat. Dieses Konzept ist nicht gekoppelt mit einem Abstinenzwunsch, also dem Wunsch des Konsumenten, zukünftig drogenfrei zu leben.
Harm Reduction zielt aber auch auf eine Verbesserung oder Stabilisierung des allgemeinen körperlichen und psychischen Zustands sowie der sozialen Situation. Das Konzept der Schadensminimierung beschränkt sich dabei nicht auf bereits eingetretene Schäden, sondern versucht auch, im Sinne einer Schadensverhinderung zu den vorhandenen Problemen keine weiteren hinzutreten zu lassen.
Wir bieten Drogenabhängigen also über einen niedrigschwelligen Zugang ohne besondere Vorbedingungen Hilfestellungen an. Hierzu zählt unter anderem auch unser Safer-Use-Angebot.
Ist das nicht kontraproduktiv?
Erleichtert das nicht bloß unnötig den Konsum und verleitet vielleicht Menschen dazu, Drogen mal auszuprobieren? Nein, das sehen wir anders: Unser Angebot richtet sich nicht an Menschen ohne Drogenerfahrung und wird von ihnen auch nicht wahrgenommen. Unsere Zielgruppe sind Menschen mit Drogenerfahrung, die -warum auch immer- unter allen Umständen zum Konsum entschlossen sind. Wir verbessern mit unseren Maßnahmen die Umstände, unter denen konsumiert wird. Langfristig erhalten wir auf diese Art Ressourcen, die sie bei einem späteren Ausstieg gut gebrauchen können.
Langjährige Erfahrungen
Seit es in den frühen 1990er-Jahren nicht mehr verboten war, Spritzbesteck an intravenös konsumierende Abhängige abzugeben, hat die Jugend- und Drogenberatung im Rahmen ihrer niedrigschwelligen Hilfe Spritzentausch angeboten. 2002 kam dann an der SonderBar ein rund um die Uhr verfügbarer Spritzenautomat hinzu. Safer-Use gehört zum unverzichtbaren Standardangebot moderner Drogenhilfe und leistet einen großen Beitrag zur Eindämmung von HIV und Hepatitis.
Weiterführende Informationen zum Thema Harm Reduction und Safer Use
Weiterführende Links
Deutsche Aids-Hilfe: Was ist Harm Reduction (Interview mit Dirk Schäffer)
Wikipedia: Schadensminimierung (Abhängigkeitssyndrom)
Deutsche Aids-Hilfe: Safer Use
Video
SMOKE IT! Folie rauchen - eine ALternative zum Drücken
Mit diesem Video geht die Deutsche AIDS-Hilfe auf den inhalativen Konsum von Heroin ein. Das Video legt den Fokus auf die geringeren Risiken des inhalativen Konsums im Hinblick auf HIV- und Hepatitis-Infektionen sowie Überdosierungen. Es zeigt die Herstellung eigener Rauch-Röhrchen sowie den Ablauf des Konsumvorgangs.
Schulungsvideo für Drogenkonsument*innen sowie für Mitarbeiter*innen in der AIDS- und Drogenhilfe mit dem Ziel, die Risiken des Drogenkonsums zu reduzieren und das Überleben von Drogenkonsument*innen zu sichern.
Was ist Safer-Use?
Video über unterschiedliche Safer-Use-Tipps der Deutschen Aidshilfe. Hier werden Maßnahmen gezeigt, die die Risiken des Drogenkonsums senken sollen.
Hilfe im Drogennotfall
Beim Drogenkonsum kann es zu lebensgefährlichen Notfällen kommen. Entschlossenes Handeln kann dann Leben retten. Auf jeden Fall sollte so schnell wie möglich unter 112 ein Rettungsdienst gerufen werden. Weitere Hinweise gibt es hier: